C a n n a b i s   u n d   K u n d a l i n i


Kundalini ist das Sanskrit-Wort für eine Kraft/Energie, die, bei allen Menschen gleich, im unteren Bereich der Wirbelsäule ihren Ausgang nimmt. Die (mehrere Jahrtausende zurückreichende) indische Lehre geht davon aus, dass sie in der Regel (eingerollt) ruht und nur bei kreativen und/oder charismatischen Menschen etwas aktiver ist. Doch auch schon in diesem, relativ ruhenden Zustand speist sie alle unsere körperlichen und geistigen Aktivitäten, sei es Bewegung, Denken, Wahrnehmung, Libido, Emotionen, Konzentration. Sie ist das Medium, über das unser Wille auf unseren Körper (und somit auf die materielle Welt) einwirkt. Wann immer wir z.B. beschließen, uns zu bewegen, steigt kurz vor der Ausführung unseres Vorhabens die Aktivität der Kundalini, um uns dafür die nötige Kraft zu geben. Wenn wir erschrecken, schießt sie (kurzzeitig) hoch.
Obwohl es in der westlichen Kultur für diese Energie (bezeichnenderweise) keinen Namen gibt und wir nicht geübt darin sind, sie überhaupt wahrzunehmen, kann doch jeder, einmal darauf hingewiesen, leicht erkennen, dass jede Erregung und jeder Antrieb aus dieser Region seines Körpers ihre Kraft beziehen.
Die Kundalini nimmt in ihrer Aktivität nicht nur zu, wann immer sie gebraucht wird, sondern kann auch bewusst und ohne unmittelbare Anwendung geweckt werden. Dann steigt sie deutlich spürbar hoch bis in den Kopf, in Kanälen in und neben der Wirbelsäule. Dabei durchläuft sie nacheinander die einzelnen Chakras und erweckt die mit ihnen assoziierten geistigen Fähigkeiten und Eigenschaften.
Erreicht die Kundalini das Scheitelchakra, tritt ein Zustand ein, den man als Erweckung oder Erleuchtung bezeichnen kann.

Obwohl im Westen heute körperliche Gesundheit und geistige Ruhe als einzige Nutzen von Yoga gelten, war ursprünglich der Erweckung der Kundalini das eigentliche Ziel, also die Verbindung der beiden Enden der Wirbelsäule. Das indogermanische Wort "Joch" (die Verbindung (zum Nutztier)) und "Yoga" haben den selben Ursprung...

Kundalini-Yoga unter der Leitung eines kundigen Lehrers ist vielleicht der beste Weg, um die Kundalini zu wecken (und um zu lernen, mit der immensen Kraft, die sie im dauerhaft geweckten Zustand darstellt, umzugehen), doch auch der Gebrauch von Cannabis kann eine vorübergehende Erweckung auslösen (was wohl auch der Nutzen ist, den Saddhus aus ihm ziehen).
Eine Erweckung mittels Cannabis geschieht innerhalb von 20min und hält ein bis zwei Stunden an. Diese Erfahrung kann bei dem Betreffenden die Neugier auf diese neue Funktion seines Körpers wecken und ihn dazu veranlassen, sie mittels Kundalini-Yoga richtig beherrschen zu lernen. Wahrscheinlich kann sie ihm auch ermöglichen, im Alltag leichter auf sie zuzugreifen, also sich besser selbst zu motivieren und zu konzentrieren.

Damit sich Cannabiskonsum anregend auf die Kundalini auswirkt, müssen ein paar Vorausetzungen erfüllt sein:

- gutes Marijuana muss zum Einsatz kommen, und nicht billiges Haschisch, das bloß dumpf macht.

- der Rauschzustand muss sich deutlich vom vorherigen Zustand unterscheiden, sprich: es darf nicht schon den ganzen Tag gekifft worden sein (wovon ohnehin, auch aus anderen Gründen, abzuraten ist), und es muss reichlich Marijuana zur Anwendung kommen.

- man muss ungestört sein und jede Ablenkung (Fernseher, Gespräche anderer Leute) vermeiden.
Man muss sich sicher sein können, in den nächsten zwei bis drei Stunden nicht gestört zu werden und nicht "funktionieren"zu müssen, denn nur dann kann man zulassen, dass der Verstand seine abschirmende Funktion gegenüber dem Unterbewusstsein zurückgefährt, und letzteres zum Vorschein kommt, bzw. man in es sinkt, je nachdem wie man es sehen will.
Das zu ermöglichen, anzubieten (und nicht etwa einem aufzuzwingen) ist die eigentliche Wirkung von Cannabis.

- ferner darf man den Cannabis-induzierten Hunger (auch "fressflash" genannt) nicht stillen.
Nur wenn man diesem Bedürfnis nicht nachgibt, kann man seine geistige und körperliche Agilität im vollen Umfang über die Dauer des Cannabisrausches aufrechterhalten. Das ist eine Voraussetzung für die Weckung der Kundalini. Ansonsten neigt man zu geistiger und körperlicher Trägheit (was leider meistens als Wirkung von Cannabis an sich missverstanden wird).

- man muss vom gleichzeitigen Konsum von Opiaten, Schlafmitteln oder Alkohol absehen, da sie alle die Aktivität der Kundalini dämpfen.

- Musik mag von vielen Menschen zur Meditation benutzt werden (und es gibt ja verschiedene Methoden zu verschiedenen Zwecken), in diesem Fall ist aber dringendst davon abzuraten. Alles, was in unserem Unterbewusstsein Loops erzeugt (wie es die regelmässigen Rhythmen und Melodien der meisten Musik tun) hält uns davon ab unsere eigenen inneren Vorgänge veränderbar zu erhalten und bewusst zu erleben. Man sollte nicht einmal unmittelbar davor Musik hören, am besten den ganzen Tag nicht. Und man sollte sich beobachten (können), ob man in Worten denkt. Denn auch das gilt es zu vermeiden. Anstatt auf die Yin-Seite der Dinge (Schleifen, Torcados) zu setzen, versuchen wir hier nämlich die Yang-Seite zu stärken, und uns ihre unregelmäßigen, unvorhersehbaren, blitzartigen Veränderungen zu Nutze zu machen.


Im Folgenden ist beschrieben, wie jemand vorgehen könnte, der sich (von jahrzehntelanger staatlicher Desinformation unbeeindruckt und allen behördlichen Verboten und Strafandrohungen zum Trotz) dazu entschließt zu versuchen, mittels Cannabis seine Kundalini zu wecken. Dieser Weg ist ein über Jahre durch Selbstbeobachtung als geeignet erkannter und von Literatur weitgehend und von Lehrern völlig unbeeinflusster. Er mag perfektibel, wird aber nicht grundlegend falsch sein. Auf jeden Fall ist seine Beschreibung hier frei von jeder anderen Intention als Wissen weiterzugeben.
Diese Methode unterscheidet sich von klassischer Meditation im Lotus- oder Zazen-Sitz erst einmal darin, dass sie Cannabis benutzt. Daraus folgt, da Cannabis den Blutdruck senkt und es im aufrechten Sitzen daher schnell zu Übelkeit kommen kann, dass man die erste halbe bis ganze Stunde liegend verbringt. Das ermöglicht, die Hände ohne jede Anstrengung auf Brust und Bauch zu legen, an Stellen, die den Energieflüssen zuträglich sind und vielleicht den Vorgang der Weckung der Kundalini beschleunigen.
Die liegende Position ermöglicht auch, dass man sich zudeckt, was die Körperwärme konserviert und ebenfalls nützlich ist.
(aus dem Gebrauch von Cannabis folgt übrigens auch, dass man ein Zeitfenster vorgegeben hat, dass es effektiv zu nutzen gilt.)

Nachdem man also gutes Marijuana (möglichst ohne Beimengung von Tabak) genossen hat, lege man sich unverzüglich nieder, auf den Rücken, decke sich zu und schließe die Augen. Die Hände lege man (unter der Decke) auf die (vertikale) Mittellinie des Körpers, die linke zwischen Schambein und Nabel, die rechte auf die Brust. Die Beine können angewinkelt sein oder ausgestreckt, jedoch sollten sich die Zehen (wegen der Meridiane, die dort enden) nicht berühren.
Abhängig von vielen Faktoren kann die nun erfolgende Eröffnung des Zugangs zum Unterbewusstsein durch Cannabis vorübergehend Ängste freilegen, verwirrend und anstrengend sein. Das lässt sich jedoch innerhalb weniger Minuten handhaben, sofern man dabei nicht abgelenkt wird (und umso leichter, je geübter man ist).
Spätestens nach 15min beginnt sich ein Gefühl tiefer Gelassenheit einzustellen.

In dieser Phase, oder auch schon früher, kann man nun damit beginnen, aus den Händen (bzw. zwischen ihnen) jene Energie fließen zu lassen, die man im japanischen Ki nennt (im chinesischen Chi). Das Ki strömt aus einem Punkt in der Mitte der Handfläche, aus beiden Händen gleichermaßen, oder, wenn man das will, bei einer heraus und bei der anderen wieder hinein. Dabei ist die rechte die wärmende, gebende, und die linke die kühlende, aufnehmende.
Das Ki ist eng mit dem Willen verknüpft: ob man es selbst sofort spüren kann oder nicht, es genügt der Wille, es fließen zu lassen, und die bildhafte Vorstellung (die dem Willen quasi als Anleitung dient), wie es (warm und vielleicht rot) aus den Handflächen strömt. Mit ein wenig Übung und Geduld (und nicht zuletzt Zuversicht) stellt sich nach kurzer Zeit schon ein Gefühl der Wärme ein, in den Händen selbst, und an der Stelle, auf der sie aufliegen.
(Das Ki ist wohl eine langwellige, modulierte Infrarotstrahlung. Die Hände müssen nicht direkt auf der Haut liegen, ein Tshirt dazwischen stört nicht, in Gegenteil verhindert es die Wärme-(ab)-leitung und lässt einen die Wärmestrahlung deutlicher spüren. Dicke Kleidung oder eine dicke Bettdecke jedoch stören schon. Im Autogenen Training wird übrigens das selbe erreicht, indem man sich vorstellt, die Hände würden warm und schwer.)
Wenn man die Hände also so platziert und sich vorstellt, wie das zwischen den Händen strömende Ki einen Bogen durch den Bauch beschreibt, tut es das auch. Sein Fließen ist einerseits spürbar, aber oft auch hörbar, in den Fällen nämlich, in denen es augenblicklich die Darmperestaltik anregt (und es im Bauch zu rumoren beginnt).
Spürbar ist es eben durch ein Gefühl von Wärme in den Händen, die schnell und tief in den Bauch eindring. Meistens stellt sich auch bald ein Kribbeln in den Handflächen ein, das sich bis zu einem deutlichen Druck und Gefühl von Hitze in ihrer Mitte steigern kann.
Da durch sie Ki in den Körper einströmt, kommt (bei dieser Technik) der Lage der rechten Hand größere Bedeutung zu als der der linken: sie richtig zu platzieren ist aber einfach, da sich eine falsche Position innerhalb von Sekunden an der betreffenden Stelle in einem unangenehmen Druck, bis hin zu einem stechenden Schmerz, auswirkt. Die richtige Stelle erkennt man auch daran, dass die Wärme schnell und tief eindringt und dort aufgenommen wird. Es gilt, die für einen selbst und für die aktuelle Situation richtige Höhe (entlang der Mittellinie des Körpers) zu finden. Diese kann sich während des Rausches/Trancezustands nämlich ändern, worauf man dann reagieren sollte. Anstatt auf die (zumeist als fixe Punkte beschriebene, eigentlich aber wohl dynamische und individuelle) Lage der Chakras Rücksicht zu nehmen, muss hier empfohlen werden, nur darauf zu achten, ob es sich angenehm und "richtig" anfühlt. Es gilt zu probieren: zwischen Kehlkopf und Nabel wird es auf der Mittelachse des Körpers irgendwo einen Punkt geben, der sich um einiges angenehmer, "richtiger" anfühlt als alle anderen...
(Wenn die Energie sehr stark ist, kann es übrigens passieren, dass die Hand spontan von selbst an die richtige Stelle springt und sich die Finger dort festkrallen.)
Nach einiger Zeit kann man dann etwas neues beobachten: im unteren Rücken spannen sich die Muskeln von selbst an und bleiben in diesem gespannten Zustand fixiert. Diese Fixierung ist unwillkürlich, man muss nichts tun um sie aufrechtzuerhalten. Sie breitet sich aus und wandert den Rücken, und bald auch Bauch, entlang nach oben.

Diese Muskelfixierung unterscheidet sich von einem normalen Anspannen der Muskeln in mehrerer Hinsicht:
sie geschieht von selbst, sie kostet keine Energie und sie ist nicht ermüdend. Obwohl sie lange (10-20min) aufrecht bleibt und den Rumpf (sowie später den Nacken) in einer geraden Haltung fixiert, ist sie nicht mit einem Muskelkrampf gleichzusetzen und ist nicht schmerzhaft. Sie betrifft nie die Atmung oder gar das Herz. Man kann sich also ohne Sorge diesem interessanten Zustand hingeben und beobachten, wie man immer steifer und (auf angenehme Weise) angespannter wird. Das muss man nicht bewusst vorantreiben, sondern bloß geschehen lassen. Wichtig ist nur, dass der Rücken gerade ist und flach aufliegt. Die Wirbelsäule muss nämlich eine möglichst gerade Linie bilden, damit die Kundalini (die gleichzeitig mit der Muskelanspannung hochwandert, von ihr aber Anfangs nicht leicht zu unterscheiden ist) ungehindert passieren kann. Das ist der Sinn dieser Fixierung...
Dieses Ereignis kostet nicht nur keine Energie, sie gibt sogar welche: im Rücken fühlt es sich nun zunehmend so an, als ob Strom durch ihn fließen würde...
Sollte man diesen Vorgang beenden wollen, kann man jederzeit aufstehen und sich schütteln. Damit löst man jede Spannung sofort, vollständig und ohne jede Schwierigkeit.
Zu keinem Zeitpunkt ist man diesem Zustand also ausgeliefert. Man kann sich ihm hingeben, indem man loslässt, sowohl geistig als auch körperlich. Sollte man das zu irgendeinem Zeitpunkt nicht mehr wollen, beendet man ihn einfach.

Ein weiterer Unterschied zu normaler Muskelanspannung ist, dass die Fixierung entlang einer (im rechten Winkel zur Wirbelsäule laufenden) Grenzfläche den Rücken hochwandert, die eigentlich keine anatomische Entsprechung hat: die Rückenmuskeln laufen über die ganze Länge des Rückens. Bloß ihre untere Hälfte anzuspannen, ist willkürlich nicht zu machen. Und doch sind diese Muskeln eindeutig beteiligt (und anfangs eben nur unten angespannt), und im Ausgleich dazu die Bauchmuskeln. Das Zwerchfell bleibt davon unbeeindruckt und ermöglicht normales Atmen.

Das Hochklettern der Muskelfixierung, und synchron mit ihr der Kundalini, geht nicht kontinuierlich vonstatten, sondern ruckartig, in kleinen Sprüngen. Als Ausgangspunkt für jeden weiteren Anstieg dienen dann Zuckungen im Körper, vor allem im Rücken, dort wo die Energie am stärksten ist. Wie kleine Blitze zuckt es da, was sich so anfühlt, als ob man immer wieder ein wenig erschrickt. Jedesmal schnellt die Spannung im Rücken dann zugleich ein kleines Stück weiter nach oben. Auch ein starker, faszinierender Gedanke ("Geistesblitz") kann die Spannung erhöhen und einen solchen Sprung auslösen (oder ist es umgekehrt?). Schüttelfrost (jedoch eher durch Unterkühlung ausgelöst als durch Krankheit) begünstigt dieses Hochspringen ebenfalls sehr.

Der Rumpf wird durch diese Muskelanspannung also zunehmend fixiert und in einer geraden Position gehalten. Mit ihr (und wohl als Ursache, nicht als Wirkung) wandert ein zweiter Spannungszustand die Wirbelsäule hoch, der mit den Muskeln nichts zu tun hat: die Kundalini.
Sie fühlt sich an wie elektrischer Strom, der den Körper durchfließt, und/oder wie ein Brennen. Diese Erfahrung ist angenehm und energetisierend, und sie kann große Neugier und Begeisterung auslösen, wenn man sie zum ersten Mal durchlebt (und auch sonst).
Auch über die Zustände, die normalerweise von ihr gespeist werden, kann man die Kundalini beschreiben: sie ist wie ein lange anhaltendes Erschrecken ohne Ursache, wie Kampf- oder Fluchtbereitschaft ohne Wut und Angst, wie ein Orgasmus ohne sexuelle Komponente, oder wie ein Aha-Erlebnis ohne eigentlichen Inhalt. Sie ist, wie ein Motor, der im Leerlauf hochtourig läuft, die leere/reine Bereitschaft/Fähigkeit, die sich im stillen Liegen nur geistig manifestieren kann...

Damit sich die Kundalini also ihren Weg durch den Rücken bahnen kann, muss der gerade sein. Erreicht sie das Genick, wird die Stellung des Kopfes bedeutsam: auch er sollte spätestens jetzt gerade und aufrecht gehalten werden. Jede andere Haltung kann zu einem unangenehmen Gefühl des Staus und des Drucks führen, oder die Passage überhaupt verhindern. Der Kopf muss also auf der gleichen Ebene wie der restliche Körper liegen, und nicht auf einem Polster.
Damit die Kundalini das Genick passieren kann, wird es, wie zuvor schon der ganze Rücken, durch eine Muskelsperre fixiert und gerade gehalten. Wie ein (mit geschlossenen Augen tatsächlich sichtbarer) "leuchtender Strom" ergiesst sie sich dann in den Kopf und trifft oben (geradezu spritzend) auf die Innenseite der Schädeldecke auf. Durch Bewegen des Kopfes kann dieser "Aufschlagspunkt" verändert werden. Man sollte eine Position suchen, die angenehm ist. (Dort mag das Scheitelchakra sein...)
In dieser Phase kann es sinnvoll sein, in den Lotussitz überzuwechseln, denn im Liegen kann es nun zu einem unangenehmen Druck im Kopf kommen. Im Lotussitz aber, mit aufrecht gehaltenem Kopf (Kinn hoch), geschieht das nicht. Dabei ist es nicht so wichtig, ob die Beine richtig verschränkt sind (wenn die Fußsohlen, wie die Handflächen, aber möglichst nach oben weisen sollten), jedoch sehr, dass Rücken und Nacken wieder gerade sind.
Solch ein Wechsel der Position kann die Energie im Rücken zwar zum Absinken bringen, jedoch wird sie, sobald wir wieder gerade und ruhig sitzen, sprungartig auf die vorherige Höhe schnellen.

Beim Hochklettern der Kombination aus Muskelfixierung und Kundalini kann man übrigens immer wieder versuchen, seinen Körper bewusst völlig zu entspannen. Beide werden dadurch vorübergehend in ihrer Aktivität absinken, die Kundalini wird aber innerhalb weniger Sekunden wieder hochschnellen, und in der Regel höher als zuvor. Das zu tun ist zwar nicht notwendig (da die Muskelfixierung früher oder später ohnehin von selbst abnimmt), aber lehrreich, weil es uns die Kundalini deutlich als von der Muskelspannung getrenntes Ereignis erkennen lässt, denn sie bleibt aufrecht, auch wenn alle Muskeln entspannt sind.

Hat die Kundalini den Kopf erreicht, hat die Muskelfixierung ihre Aufgabe erfüllt und sinkt von selbst wieder ab. Das geschieht, wie das Hochsteigen, entlang einer Ebene, die im rechten Winkel zur Wirbelsäule liegt, zuweilen (oder immer, und nur manchmal bewusst spürbar?) sogar in einer Spiralform.

Spätestens nun (also mit allen Muskeln entspannt) wird auch dem, der diese Erfahrung zum ersten Mal macht, klar, dass sie nicht bloß eingebildet sein kann: während man das subtile Ki auch bloß für Wärme halten oder gar nicht spüren kann, und man sich, wenn man sich gedanklicher Bilder von seinem Strömen als Anleitung bedient, immer fragen kann, wo die Grenzen zwischen Autosuggestion und Realität liegen, ist die Kundalini eine völlig eindeutige Erfahrung. Ihr Hochsteigen kann zwar verhindert, aber (normalerweise) nicht bewusst verstärkt oder beschleunigt werden. Die unwillkürliche Wirkung auf den Körper alleine (die Muskelfixierung) bestätigt schon, dass da etwas neues und starkes am Werk ist, das man sich unmöglich bloß einbilden kann.

Die Gedanken sind nun angeregt auf eine Weise, die anders wohl nicht zu erreichen ist, und man nimmt einen erhabenen Standpunkt ein, steht über den Dingen, anstatt mitten in ihnen (fest-)zustecken. Es ist nun möglich, viele Aspekte seines Lebens gleichzeitig zu verknüpfen ("Bewusstseinserweiterung"), oder aber seine Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Sache mit großer Kraft zu fokussieren (Konzentration). In diesem Zustand kann man tiefe Einsichten erlangen, und wertvolle Erkenntnisse über sich und seine Umwelt. Er stellt den eigentlichen Nutzen der ganzen Übung dar, und er kann einen grundlegenden Wandel in unserer Sicht der Welt und unserer Bestimmung darin herbeiführen.

Eine weitere interessante Beobachtung, die man in diesem Zusammenhang machen kann, ist, dass durch den gespannten Körper Wellen wandern.
Dazu legt man sich am besten (lang ausgestreckt) auf die Seite, wobei die eine Hand den Kopf stützt und die andere auf dem Gesäß ruht.
In dieser geraden, gestreckten Haltung erfasst die Muskelspannung auch die Beine. Der ganze Körper ist dann wie ein Seil gespannt, und wie ein gespanntes Seil kann er nun auch von Wellen durchlaufen werden. Unwillkürliche Zuckungen, die, wie oben beschrieben, vor allem im Rücken ihren Ausgang nehmen, breiten sich nun, wie Wellen auf einer Wasseroberfläche, schnell in alle Richtungen aus. Diese Wellen werden an den Enden des Körpers (Füße und Kopf) reflektiert und durchlaufen ihn dann erneut in umgekehrter Richtung. Das kann mehrmals hin und her gehen, bis sie auslaufen. (dieser Effekt ist zwar auch spürbar wenn man auf dem Rücken liegt, er ist im Liegen auf der Seite aber deutlicher, weil dabei der Körper freier schwingen kann.)
Es scheint (auch, oder immer?) Ereignisse zu geben, die von ausserhalb unseres Körpers kommend solche Wellen auslösen. Das ist daran zu erkennen, dass sie manchmal (wie ein Strahl) entlang einer geraden Linie z.b. einen Arm und ein Bein durchschlagen, oder nebeneinander liegende Menschen nacheinander durchzucken...
Sollte man bemerken, dass die Atmung im Zustand der erweckten Kundalini stark verlangsamt ist, muss einen das nicht beunruhigen: je stärker die Aktivität der Kundalini, desto weniger Atmung ist nötig. (So wie ein Fastender sich zunehmend von Prana ernährt.)

Der Zustand der geweckten Kundalini und des entfesselten Geistes kann für eine tiefe Meditation genutzt werden (bzw. ist sie).
Nach ca. einer Stunde legt sich die Energie im Rücken wieder (wenn man sie nicht schon vorher bewußt unterbricht), und man kehrt in seinen normalen Zustand zurück.

Das Aufsteigen der Kundalini ist (ob eingeschlagen in eine Decke oder nicht) mit Wärme verbunden, die man vor allem im Rumpf spürt (die Literatur spricht sogar von großer Hitze). Diese Wärme/Hitze ist deutlich spürbar (durch ein Thermometer allerdings nicht messbar, weil das nur Wärmeleitung misst, keine Wärmestrahlung) und sie hat heilende Wirkung.
Nach dieser Erfahrung ist man erfrischt, voller Energie und geistig rege. Bewegungen sind effizient und geschmeidig.

Die Erweckung der Kundalini kann auch dauerhaft geschehen und ist dann eine schwerwiegende Veränderung, zu deren Bewältigung die Anleitung eines Meisters hilfreich wenn nicht unerlässlich ist (die Literatur spricht von monatelanger Schlaflosigkeit und Unruhe). Eine dauerhafte Erweckung ist aber, abgesehen von den Fällen, in denen das spontan geschieht, wohl nur durch Kundalini-Yoga zu erreichen.
Bei wie vielen Menschen die Kundalini spontan dauerhaft geweckt wird, kann eigentlich niemand wissen, denn mangels Kenntnis wird sie wohl meistens als psychische Störung gedeutet und medikamentös "behandelt". Denn was ist Nervosität, ADHS, Schlaflosigkeit, Alkohol- und Drogensucht, und ja, nicht zuletzt Sexsucht, anderes als das Unvermögen, die Kundalini zu kontrollieren und (in sinnvolle und befriedigende Aktivitäten) zu kanalisieren? Unkenntnis, gepaart mit einer Medizin, die es fördert, dass man die Verantwortung für sein Wohlbefinden und seine Heilung prinzipiell und total auf andere überträgt (die sie dann auf chemische Substanzen übertragen), führt wohl oft dazu, dass man als Betroffener ein Medikament erwartet und auch bekommt, das den Zustand beendet. Schlaf- und Beruhigungsmittel eignen sich dazu und stellen einen riesigen Markt dar. Wer muss da noch lernen, seine Kundalini zu beherrschen, womöglich noch mit dem (warum wohl?) illegalen "Suchtgift" Cannabis?
Eine spontane Erweckung der Kundalini schlägt jedoch nicht völlig wahllos zu, sondern betrifft Menschen mit einer gewissen Bereitschaft, ihr Leben (z.B. nach einem Schicksalsschlag, nach Todesnähe oder sonstwie ausgelöster geistiger Reife) stärker selbst in die Hand zu nehmen, also Menschen, die Stolz, Trotz und Illusionen größtenteils abgelegt haben. Folglich ist die oben beschriebene Vorgehensweise keine Garantie, eine Erweckung zu erleben. Eigenverantwortung, Selbstreflexion und Übung helfen aber...
Eine Erweckung der Kundalini mittels Cannabis ist jedenfalls ein vorübergehender Zustand ohne unmittelbare bleibende Auswirkungen.
Es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass jemand, der diesen angeregten Zustand oft erlebt, ihn zu schätzen lernt und ihn dann, wenn er ihm im täglichen Leben begegnet, nicht mehr als Nervosität und Stress empfindet und zu betäuben sucht, sondern als gesteigerte Wachsamkeit, gesteigerte Empfindsamkeit und gesteigertes Bewusstsein erkennt, kultiviert und nutzt.


Die Kundalini ist weder göttlich noch dämonisch/satanisch. Sie ist eine normale Funktion des menschlichen (und wahrscheinlich, in verschieden deutlicher Ausprägung jedes vertebralen) Körpers, eine Interaktion mit seinem (wahrscheinlich elektromagnetischen) Umfeld, wobei mit "normal" nicht gemeint ist, dass jeder sie bewusst erlebt oder auch nur kennt, sondern dass sie in jedem zu jeder Zeit aktiv ist.
Sie ist keine "Sexualkraft", wie sie zuweilen genannt wird. Zwar speist sie den Sexualtrieb und den Organsmus, aber nicht mehr als sie Bewegung, Denken und Fühlen speist.
Sie ist der Menschheit seit Jahrtausenden bekannt und nicht exklusiv mit irgendeiner Religion oder Ideologie verknüpft. Dass sie in der westlichen Zivilisation, die sich allen anderen überlegen wähnt, so gut wie nicht bekannt ist, und schon gar nicht Kindern zu ihrer Menschwerdung und Reifung nahegebracht und erklärt wird, sagt aus, dass die Zivilisiertheit nur Fassade ist. Jeder "primitive" Stamm im Amazones oder in der afrikanischen oder australischen Wüste hat mehr Ahnung davon....